„Nichts anderes“ oder „Never ever“? Der Traum von der perfekten, lange zusammengewachsenen Einheit von Mensch und Pferd oder das Muss, weil der Markt nichts Passendes hergibt?
Ich, Ilka, bilde Pferde aus seit… nun ja, 1989 wurde Klein-Ilka auf Klein-Crissa gesetzt und los ging’s. Wir haben es bis zur Goldenen Schärpe und Dressur Klasse L-Kandare gebracht, aber ideal war der Weg rückblickend nicht 😉 Aber bis heute, aktuell mit Rhoslyn, ist es mir eine riesige Freude, mit den jungen Pferden zu arbeiten und sie auf ihrem Weg zum Freizeit- und Turnierpartner zu begleiten.
Die folgende Checkliste soll Dir helfen, eine erste Einschätzung zum Thema „Jungpferd selbst ausbilden“ zu bekommen.
Die Zweibeinerin
- Du bringst Zeit mit – wir reden von Jahren, nicht von Wochen, bis aus dem Pferdekind ein erwachsenes Wesen geworden ist.
- Du hast Einfühlungsvermögen, Geduld und Konsequenz – was das Jungpferd nicht kann, hast du ihm noch nicht beigebracht.
- … und mentale Ausdauer – jetzt werden die Grundlagen gelegt, gute Basisarbeit zahlt sich ein Pferdeleben lang aus. Auch bei Wachstumsschüben, Pubertät und anderen „Dellen“ in der Erfolgskurve bleibst du dran.
- Du bist wissbegierig und austauschfreudig – jedes Pferd ist anders und manchmal sind andere Herangehensweisen oder Schwerpunkte der Schlüssel zum effektiven Training.
- … und dabei selbstbewusst genug, dich nicht von „Bandenexperten“ verrückt machen zu lassen, was dein Jungpferd doch schon alles können müsste.
- Du bist gut zu Fuß – Bodenarbeit, Spaziergänge, Longieren etc. werden erstmal einen großen Teil der Arbeit mit dem Jungpferd ausmachen.
- Du hast die Möglichkeit, ein anderes Pferd zu reiten – „dran bleiben“ hilft dir fit und motiviert zu bleiben. Und vielleicht kann der Youngster auch als Handpferd mit ins Gelände.
- Du bist relativ leicht und hast schon verschiedene Pferde mit unterschiedlichen Ausbildungsständen geritten – perfekt 😉
- Du bist im Sattel souverän,fit und beweglich, Dressur-, Entlastungs- und Leichter Sitz „sitzen“ – so kannst du dein Jungpferd beim Anreiten optimal unterstützen und auch ein kleiner Wackler oder Hosper bringen dich nicht in Bedrängnis.
- Stangenarbeit, Gymnastiksprünge, Ausritte, Dressurarbeit, Trailaufgaben, vielleicht auch Kutschefahren – eine vielseitige Ausbildung ist Trumpf.
Die Haltung
- Eine passende Pferdegruppe ist das A und O – weitere Jungpferde zum Spielen plus Ältere, die Ruhe in die Gruppe bringen und ein bisschen Erziehungsarbeit übernehmen.
- … mit den passenden Besitzern – neugierig und verspielt (gerade junge Wallache!) wird alles untersucht, beschnüffelt, angekaut, mit den Hufen bearbeitet, auseinander genommen… was in Reichweite kommt. Verständnis, Mitdenken und auch mal Durchsetzungsvermögen sind beim Umfeld gefragt.
- Auslauf, Weiden, gutes Futtermanagement, Frischluft – Pferdekörper und -immunsystem sind in der Entwicklung, jetzt werden Grundlagen gelegt und Kinderkrankheiten mitgenommen.
- Halle, Longierzirkel, Außenplatz, Ausreitgelände, Stangen, Trailhindernisse etc. – für ein abwechslungsreiches und tageslicht-/wetterunabhängiges Training.
Die Unterstützung
- Freunde, die bei den ersten Schritten vom Boden helfen können,
- geduldige und souveräne Mitreiter, mit denen man ausreiten und sonstige Abenteuer erleben kann,
- Trainer, durchaus mehrere für Bodenarbeit, Longe, Dressur, Springen, die die Übersicht behalten, Impulse geben und durch „Täler“ helfen.
Und zuletzt
- die innere Bereitschaft, die eigenen Ziele neu zu setzen oder ein anderes Zuhause für das Pferd zu suchen, wenn klar wird, dass die Interessen und Vorlieben, vielleicht auch das Talent, trotz guter Ausbildung nicht zusammen passen.
Okay, die Liste ist ganz schön lang geworden und vielleicht fehlen auch noch ein, zwei Aspekte… Es geht gar nicht darum, überall ein Häkchen zu machen (habe ich auch nicht ;-), sondern die offenen Punkte zu durchdenken. Es gibt viele Alternativen, die auch zu einer erfolgreichen Ausbildung führen. Zum Beispiel eine Mitreiterin für Stangenarbeit und Springen oder Ausritte, wenn das nicht „dein Ding“ ist. Oder sehr gute vorbereitende und begleitende Arbeit vom Boden, wenn man „viel Mensch“ für das Jungpferd ist. Oder Unterricht per Video. Oder, oder, oder… ABER – je mehr Alternativen nötig sind, desto aufwendiger, länger und vielleicht auch schwieriger wird das Projekt „mein Jungpferd selbst ausbilden“.
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